Slightly Urban

2007

Fotografien auf Barytpapier,
aufgezogen auf Aluminium,Inkjetprints,
verschiedene Formate
video-Dokumentation; vers demain, super-8 film

Aussen: Fotografie gedruckt auf Gitter ultramesh, 520 / 840 cm

Kunsthaus Baselland Muttenz 2007

Fotos Innenraum: Viktor Kolibal
Videoaufnahmen Vernissage: Markus Gehrig

In Busers Werk unterscheiden sich verschiedene Ein- und Ansätze des Fotografischen. Mit ihren vor Ort entstandenen Fotografien macht die Künstlerin oft nicht wahrgenommene Raumbezüge, Linienführungen und baukörperliche Zusammenhänge sichtbar. Sie greift in die bestehende Architektur ein und baut mittels Fotografie ihre ureigene Version, die das Besondere des Ortes herausschält. Die Ergebnisse dieser architektonischen Bestandsaufnahmen werden in meist grossformatigen Fotografien auf Textilgewebe übertragen und an analogen Punkten der tatsächlichen Architektur eingesetzt, deren inhärente Strukturen eine völlig neue Architekturvariante zulassen. So wird die strassenseitige Fassade des Kunsthaus Baselland mit einem fotografischen Trompe l’œil des dahinter liegenden Innenraums virtuell verändert: Anstelle der bisherigen festen Mauer mit der Beschriftung des Kunsthauses zeigt sich dem Betrachter – in der Blickperspektive von innen nach aussen – die für jenen Bauteil charakteristische Fensterfront und die einfallenden Lichtstreifen. Der fotografische Eingriff bewirkt eine Oeffnung des schachtelartigen Baukörpers und leitet die BesucherInnen aufgrund der Streifenführung von Fenster- und Lichtzonen zum Haupteingang hin. Drei weitere, speziell für das Kunsthaus kreierte fotografische Architekturinterventionen streichen Vorgegebenes heraus, führen es weiter, treiben es auf die Spitze oder verschieben die reale Oertlichkeit kurzerhand um einige Meter. Der linke obere Galerieraum wird in seiner extremen Winkeldefinition mittels fotografischer „Um-die-Ecke-Führung“ hervorgehoben. Die Fensterfront im „Finger“-Raum wird quasi geknickt und um beinahe 90° umgelenkt. Eine neue lang gestreckte Raumöffnung und Fensterreihe entsteht ausgerechnet dort, wo sich einst auch real zwei weitere Fenster befanden. Den balkonartigen Galerievorsprung, welcher die Raumhöhe des Erdgeschosses zweiteilt, versetzt die Künstlerin fotografisch in eine Nische und stülpt den architektonischen Vorsprung in die entgegengesetzte Richtung. In Renate Busers Ausstellung charakterisiert sich die bisher intensivste Auseinandersetzung mit der Kunsthaus Architektur. Die Räume, deren künstlerische Handhabung immer wieder eine spezielle Herausforderung sind, werden in Busers Interventionen mit sich selbst konfrontiert.

Sabine Schaschl, Direktorin Kunsthaus Baselland
Auszug aus dem Pressetext, August 2007